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Das Suchtgedächtnis: Die unterschätzte Herausforderung!

  • Michaela Dr. Ernst
  • 23. Juli 2024
  • 3 Min. Lesezeit


Das Suchtgedächtnis ist ein zentraler Begriff in der Suchtforschung und beschreibt die dauerhafte Veränderung im Gehirn, die durch wiederholten Konsum von Suchtmitteln wie Alkohol entsteht. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Suchterkrankungen und erklärt, warum es so schwierig sein kann, von einer Sucht loszukommen, selbst wenn man sich der negativen Konsequenzen bewusst ist.


Was ist das Suchtgedächtnis?

Das Suchtgedächtnis ist eine spezifische Form des Langzeitgedächtnisses, das durch den wiederholten Konsum von Suchtmitteln, in diesem Fall Alkohol, geprägt wird. Es umfasst die neuronalen Veränderungen, die dafür sorgen, dass bestimmte Verhaltensweisen und Reize (z.B. der Anblick einer Flasche Alkohol oder das Betreten einer Bar) stark mit dem Konsum und den damit verbundenen positiven Gefühlen verknüpft werden.


Wie entsteht das Suchtgedächtnis?

  1. Aktivierung des Belohnungssystems: Beim Konsum von Alkohol wird das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert. Neurotransmitter wie Dopamin werden ausgeschüttet, was zu einem Gefühl von Euphorie und Entspannung führt. Diese positiven Empfindungen werden im Gehirn gespeichert.

  2. Konditionierung: Durch wiederholten Alkoholkonsum werden bestimmte Umgebungen, Situationen oder Reize mit dem Konsum und den positiven Gefühlen verknüpft. Diese Reize werden zu sogenannten "Triggern", die das Verlangen nach Alkohol auslösen können.

  3. Neuroplastizität: Das Gehirn passt sich an wiederholte Erfahrungen an, ein Prozess, der als Neuroplastizität bezeichnet wird. Beim wiederholten Konsum von Alkohol werden neuronale Verbindungen gestärkt, die das Verlangen nach dem Suchtmittel unterstützen. Diese Veränderungen können langfristig bestehen bleiben.


Auswirkungen des Suchtgedächtnisses

Das Suchtgedächtnis hat weitreichende Auswirkungen auf das Verhalten und die psychische Gesundheit einer Person:

  1. Starkes Verlangen (Craving): Triggerreize können ein starkes Verlangen nach Alkohol auslösen, selbst nach längeren Abstinenzphasen. Dies ist einer der Hauptgründe, warum Rückfälle so häufig sind.

  2. Automatisiertes Verhalten: Das Suchtgedächtnis kann dazu führen, dass der Griff zur Flasche zu einem automatisierten Verhalten wird, das schwer zu kontrollieren ist.

  3. Beeinträchtigte Entscheidungsfindung: Die Veränderungen im Gehirn können die Entscheidungsfindung und die Fähigkeit, Impulse zu kontrollieren, beeinträchtigen.


Strategien zur Bewältigung des Suchtgedächtnisses

  1. Vermeidung von Triggern: Eine der effektivsten Strategien ist die Identifikation und Vermeidung von Triggern. Dies kann bedeuten, bestimmte Orte zu meiden oder den Kontakt zu Personen zu reduzieren, die mit dem Alkoholkonsum in Verbindung stehen.

  2. Verhaltenstherapie : Verhaltenstherapeutische Ansätze, wie die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), können helfen, das Suchtgedächtnis zu "überschreiben". Durch neue, positive Verhaltensmuster und Denkmuster können die alten, suchtbezogenen Verknüpfungen geschwächt werden.

  3. Medikamentöse Unterstützung: In einigen Fällen können Medikamente eingesetzt werden, um das Verlangen nach Alkohol zu r:eduzieren und das Suchtgedächtnis zu beeinflussen.

  4. Coaching / Selbsthilfegruppen: Der Austausch in Einzelgesprächen mit einer fachkundigen Person oder mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann dabei helfen, Strategien zur Bewältigung des Suchtgedächtnisses zu entwickeln und sich gegenseitig zu unterstützen.


Das Suchtgedächtnis ist also ein mächtiger Mechanismus, der den Alkoholkonsum aufrechterhalten kann, selbst wenn Betroffene sich der negativen Konsequenzen bewusst sind. Es ist wichtig, das Suchtgedächtnis zu verstehen, um effektive Strategien zur Bewältigung und zur Unterstützung der Abstinenz zu entwickeln. Durch eine Kombination aus Verhaltenstherapie, Vermeidung von Triggern, medikamentöser Unterstützung und sozialer Unterstützung kann es gelingen, das Suchtgedächtnis zu überwinden und ein suchtfreies Leben zu führen.


Quellen:

  • Müller, C. P., & Schumann, G. (2011). Drugs as instruments: A new framework for non-addictive psychoactive drug use. Behavioral and Brain Sciences, 34(6), 293-310.

  • Robinson, T. E., & Berridge, K. C. (2003). Addiction. Annual Review of Psychology, 54(1), 25-53.

  • Volkow, N. D., & Morales, M. (2015). The Brain on Drugs: From Reward to Addiction. Cell, 162(4), 712-725.

 
 
 

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